INTERVIEW MIT FREESKI-PROFI DAVID ZEHENTNER
Der 19-jährige Freeskiing-Profi und Teil des SBI Real Estate Freeski Teams David Zehentner spricht in einem Interview über seine Erfolge, wie er mit Verletzungen umgeht und wie er Druck bewältigt. Außerdem gibt er Einblicke in seine Trainingsroutine, seine Ziele für die Zukunft und seine Vorstellung von einem Traumhaus. Lesen Sie hier das komplette Interview mit David Zehentner.
Spitzname: Selten “Dave”, sehr selten “Danger”
Alter: 19
Wo bist du geboren? Agatharied
Wo wohnst du gerade? Bayrischzell
Erzähl uns erst einmal, wie bist du zum Freeskiing gekommen?
Da ich direkt am Fuße des “Skiparadies Sudelfeld” wohne, stehe ich seitdem ich denken kann mit meinen Skischuhen in der Bindung. Zunächst begann ich meine Karriere zwischen roten und blauen Toren, doch dass ich fast jedes Rennen oben auf dem Podest stand, interessierte mich nur wenig. Schanzen bauen und auf “Rails” rutschen war das, was mir wirklich Spaß machte. Nach jedem Ski-Alpin Training oder Wettkampf verschwand ich sofort im Funpark und übte meine Tricks. Mit zwölf Jahren wagte ich letztendlich den Wechsel zum Freeskiing, obwohl es damals noch keine Verbandsstruktur mit Trainern, Kadern usw. gab. Es war durchaus ein großes Risiko, aber es hat sich definitiv bezahlt gemacht.
Was waren deine bisherigen größten Erfolge?
Zu meinen größten Erfolgen gehören bis dato ein vierter Platz beim Big Air Welt Cup in Chur (CH), sowie ein elfter Platz beim Slopestyle Welt Cup in Font Romeu (FRA) und ein zwölfter Platz beim Big Air Weltcup in Steamboat (USA).
Du hast dich zu Beginn der Saison schwer am Knie und Sprunggelenk verletzt. Wie gehst du mental damit um und gibt es auch vielleicht positive Aspekte einer verletzungsbedingten Pause?
Ich denke, man hat keine andere Wahl, als so positiv wie möglich zu denken. Alles andere wäre Selbstzerstörung. Es ist passiert und nichts auf der Welt kann das ändern. Also mache ich das Beste daraus. Ehrlich gesagt, je länger ich über die Situation nachdenke, desto mehr positive Aspekte kann ich dieser Verletzung abgewinnen. Natürlich ist es eine Herausforderung, aber ich wäre kein Profisportler geworden, wenn ich solche meiden würde.
Wie schaffst du es, in Situationen, in denen ein großer Druck herrscht, z. B. bei Wettkämpfen, dich auf dich selbst zu besinnen? Oder verspürst du vielleicht gar keinen Druck?
Ehrlich gesagt, verspüre ich meistens sehr wenig Druck. Warum auch? Ich arbeite genau auf solche Momente hin. Ich habe eine wundervolle Familie, viele gute Freunde, einen Job, den ich liebe, und alles andere, um glücklich zu sein. Ich weiß, ich muss niemandem etwas beweisen. Den einzigen Druck, den ich habe, ist der, den ich mir selbst gebe. Natürlich möchte ich immer das beste Ich sein und gut performen, aber ich denke, es hilft, sich manchmal nicht zu wichtig zu nehmen. Wenn du dein Bestes gibst, dann wird dir niemand böse sein, und du hast dir nichts vorzuwerfen. Das hilft mir extrem bei der Druckbewältigung.
Triffst du Entscheidungen eher mit dem Kopf oder aus dem Bauch heraus?
Es kommt auf die Situation an. Grundsätzlich versuche ich, Situationen so rational wie möglich zu bewerten und dann eine Entscheidung zu treffen. Natürlich ist das nicht immer möglich und gerade im Sport verlasse ich mich oft auf mein Körpergefühl.
Wo ist dein Lieblings-Spot zum Skifahren?
Das hängt immer von den Bedingungen ab. Spontan fällt mir das Skigebiet in Silvaplana am Corvatsch ein. Dort hat man eine atemberaubende Aussicht auf St. Moritz, den Silvaplanersee und die umliegenden Berge. Natürlich liebe ich es auch zu Hause am Sudelfeld zu fahren, besonders im Frühling.
Wie sieht ein typischer Trainingstag für dich im Sommer und im Winter aus?
Das Programm variiert stark je nach Jahreszeit, aber ein typischer Tag bei der Bundespolizeisportschule in Bad Endorf, den ich immer von Ende März bis Mitte Juli absolviere, sieht folgendermaßen aus:
6:30-7:00 Frühstück
7:10-9:40 Unterricht (z.B. Kriminalistik)
10:00-12:00 Oberkörpertraining
12:00-13:00 Mittagessen
13:00-16:00 Unterricht (z.B. Staats- und Verfassungsrecht)
16:00-18:00 Geschicklichkeitstraining
18:00-19:00 Abendessen
Ein Skitrainingstag läuft folgendermaßen ab:
7:30 aufstehen, essen und auf den Berg fahren
10:00-13:00 Skifahren
15:00-16:30 Dehnen, Laufen, Radfahren
17:00-18:00 Physiotherapie
18:00-19:00 Abendessen
19:00-20:00 Material für den nächsten Tag vorbereiten
Was sind deine Ziele im Sport und außerhalb des Sports?
Für meine sportliche Karriere ist es das Ziel, bei allen Großereignissen der Freeskiszene dabei zu sein: bei den Olympischen Spielen, den X-Games, der Dew Tour und den Audi Nines. Außerdem möchte ich mindestens einen Weltcup gewinnen und bei der Weltcup-Gesamtwertung unter den ersten drei landen. Konkret für die nächste Saison möchte ich einfach verletzungsfrei bleiben. Wenn mir das gelingt, bin ich sicher, dass sich der Rest von selbst ergeben wird.
Außerhalb des Sports möchte ich einen Job ausüben, den ich mit derselben Leidenschaft und Zielstrebigkeit wie Freeskiing ausübe.
Gibt es eine Persönlichkeit, zu der du aufschaust?
Ich finde Nico Rosberg ziemlich beeindruckend. Er hat am Höhepunkt seiner Karriere aufgehört, sich in der Businesswelt einen Namen gemacht und engagiert sich auch für politische Themen wie den Klimawandel. So oder so ähnlich würde ich mir meine perfekte Karriere vorstellen. Natürlich schaue ich auch zu euch beiden auf, Sven und Bene. Ihr seid eine echte Inspirationsquelle für die Herangehensweise meiner Karriere, denn auch ihr habt beide Großes geleistet und den Wechsel vom Sport in die Arbeitswelt auf beeindruckende Weise geschafft. Von euch kann ich sehr viel lernen.
Was würdest du deinem 10 Jahre jüngeren Ich heute gerne sagen?
Dass es nie zu früh für etwas ist und dass man sich nicht auf seinen Vorteilen ausruhen sollte. Außerdem würde ich ihm sagen, dass er auf dem richtigen Weg ist.
Wo siehst du dich selbst in 10. Jahren?
In zehn Jahren möchte ich meine sportliche Karriere genutzt haben, um in der Berufswelt Fuß zu fassen. Obwohl ich immer noch Ski fahren würde, wäre es nicht mehr mein Hauptberuf. Außerdem würde ich in einer schönen Stadtwohnung zusammen mit meiner Freundin oder vielleicht sogar Frau leben und konkrete Ziele für meinen zweiten Lebensabschnitt haben.
Ein Buch, das du empfehlen kannst?
“Wie man Freunde gewinnt” – Dale Carnegie
Wenn du eine beliebige Aktivität (außer Skifahren) zu einer olympischen Disziplin machen könntest, bei welcher hättest du die größten Chancen, eine Medaille zu gewinnen?
Wahrscheinlich in der Disziplin “Shit talk” oder “Meistes Essen reinstopfen pro kg Körpergewicht“.
Dein Lebensmotto?
“Get Rich or Die Tryin”
Damit meine ich nicht den “werde reich”-Aspekt, sondern die Einstellung, dass man alles probieren sollte und falls es nicht klappt, ist es auch okay. Außerdem gefällt mir die Message, dass man niemals aufgeben sollte. Wie jeder weiß, wird dieser Spruch mit dem legendären Rapper “50 Cent” in Verbindung gebracht, somit hat der Spruch alles, was ein gutes Motto ausmacht.
Wie würde dein ultimatives Traumhaus aussehen und wo würde es stehen?
Eine gute Frage. Ich glaube, ich hätte am liebsten, ganz klischeehaft, eine Penthouse-Wohnung in der Stadt und ein modernes Haus etwas ländlicher in den Bergen. Der genaue Standort ist momentan noch unklar. Zurzeit finde ich sehr futuristische Villen mit Flachdach und großen Glasfronten extrem schön. Das Äußere sollte dunkel gehalten sein und das Innere schön hell und einladend. Am liebsten würde ich es noch mit einem kleinen Freiluft-Innenhof in der Mitte des Hauses, einem Kamin und einem schönen großen Bad ausstatten. Insgesamt sollte es jedoch eher klein sein, da ich große Häuser irgendwie ungemütlich finde.